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Wenn Juckreiz Kleinkinder stresst...

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von Dipl.-Psych. Sonja Dargatz

Wenn wir als Eltern erleben und hilflos daneben stehen, wie sich unser Kind im Neurodermitis-Schub, vor allem in der Nacht, fast die Seele aus dem Leib kratzt und schubbert, suchen wir Hände ringend nach Hilfen für unsere Kleinen. Nur das gestaltet sich als alles andere als einfach.
Gerade Kleinkindern ist der im letzten Artikel eingehend beschriebene Teufelskreislauf des Juckreizes überhaupt nicht bewusst. Sie kratzen einfach, weil es juckt. Als Eltern wollen wir helfen. Aber was hilft denn, wenn wir auf die Hilfe der betroffenen Kleinen weitestgehend verzichten müssen? Wenn wir uns als Eltern dem Teufelskreislauf des Juckreizes bewusst sind, so wissen wir um die Bedeutsamkeit des gezielten Durchbrechens dieses Kreislaufes, der den Juckreiz nur noch immer weiter entfacht und aufrecht erhält.

Die Hilfe beginnt selbstverständlich mit der Pflege der Haut und der Zusammenarbeit mit einem guten Dermatologen / Kinderarzt. Gerade in den Wintermonaten stellt die trockene Haut andere Ansprüche an eine Pflegecreme oder Pflegelotion als im Sommer. Meist ist eine reichhaltigere Pflege gefragt.
Bäder bei max. 30 bis 36 Grad Celsius mit z.B. ölhaltigen Badezusätzen können Linderung bringen. Empfohlen wird eine Badedauer von maximal 15 Minuten.
Tupfen Sie die Haut der Kleinen nur leicht ab und cremen Sie die Haut sorgfältig ein. Vielen Kindern ist das ungenehm. Verbinden Sie das Eincremen mit einer Massage, und vor allem nehmen Sie sich Zeit. Vielleicht lassen Sie auch nebenbei die Lieblingskassette oder Lieblings-CD Ihres Sprösslings abspielen. Schaffen Sie im Bad eine angenehme und entspannende Atmosphäre. Tragen Sie auf diese Weise dazu bei, das Ihr Kind das Eincremen nicht mit einer anstrengenden Prozedur verbindet, sondern es als angenehme Zuwendung empfindet. Außerdem sollte das Bad weder zu kalt noch zu sehr aufgehitzt sein. Es sollte eine angenehme Temperatur haben, in der man sich zum Baden gerne ausziehen und auch in Ruhe eincremen mag. Testen Sie es selbst einmal.
Irgendwann reagieren viele von Neurodermitis betroffene Kinder von selbst mit dem Ausspruch „Ceme dauf“, wenn Ihre Haut brennt und juckt. Ein zu belohnender Lernvorgang.
Machen Sie das Eincremen am Morgen und am Abend zur regelmäßigen Selbstverständlichkeit im alltäglichen zeitlichen Ablauf Ihres Kindes. Unsere Kleinen brauchen wie wir Routine und regelmäßige Abläufe. So lässt sich der mögliche kindliche Widerstand am besten reduzieren.

Auch die Wahl der Kleidung spielt eine wichtige Rolle. Kleidungsstücke aus Baumwolle, Viskose, Leinen oder Mikrofaser schmeicheln eher der gereizten Haut Ihres Kindes.
Polyacryl und Wolle können eher die Haut reizen und sollten vermieden werden. Die Kleidung der Kleinen sollte bequem und nicht zu eng anliegend sein. Auch hier empfiehlt sich der bewährte Zwiebel-Look im Winter, sodass Sie die Kleidung Ihres Kinder der jeweils herrschenden Zimmer- oder Aussentemperatur anpassen können. Apropos Temperatur, auch hier gilt, die Kinder im Winter nicht in überheizten Räumen spielen zu lassen, sondern es angenehm kühl, aber auch nicht zu kalt zu gestalten. Niemand soll frieren, aber es ist im Gegenteil natürlich auch nicht gut, die Kinder im Winter zu Hause nur im T-Shirt spielen zu lassen. Auch in Sachen Kratzschutz für die bei Kleinkindern meist von Neurodermitis betroffenen Hautstellen empfiehlt es sich, langärmlige Baumwoll-Shirts zu wählen, sodass nicht das bloße Sehen der betroffenen, z.T. verkrusteten Stellen zum Kratzen verleitet. Auch zum Schlafengehen empfehlen sich lange Pyjamas aus Baumwolle, die die betroffenen Stellen verdecken.

Was aber tun, wenn Ihr Kind nachts kratzt und kratzt und kratzt und morgens noch viel verkratzter die Augen aufschlägt? Halten Sie die Nägel Ihrer Kleinen so kurz wie möglich. Schneiden Sie die Nägel der Kinder wöchentlich. Verwenden Sie zur Nacht Baumwollhandschuhe bei den schlimmen Schüben für Ihre Kleinen. Diese können Sie ganz locker mit schmalem Leukosilk am Stoff der Handschuhe straffen und verpflastern, sodass kein Leukosilk an die Haut gerät und die Kleinen die Handschuhe nachts nicht einfach ausziehen können. Nach einigen Malen wird auch das zur Routine und ein wirksamer Kratzschutz vor blutigen Stellen. Auch viele erwachsene Betroffene nutzen diesen wirksamen Kratzschutz und tragen unter den Baumwollhandschuhen, die man günstig in der Apotheke kaufen kann, eine Pflegecreme auf, um zusätzlich die oftmals ebenfalls von Neurodermitis betroffenen Hände gleichzeitig zu pflegen. Die Handschuhe kann man waschen und etliche Male wiederverwenden.

Auch Kratzklötzchen können zum Spannungsabbau im Schub genutzt werden. Dafür überzieht man kleine Holzklötzchen mit Leder oder lederähnlichem Material. Wenn Sie mit Ihrem Kind Kratzklötzchen basteln, erklären Sie ihm, dass es daran seine Kratzlust auslassen kann und seine eigene Haut nicht in Mitleidenschaft gezogen wird.
Der DNB e. V. bietet eine Bastelanleitung für Betroffene an. Belohnen Sie Ihr Kind, wenn es seine Kratzklötzchen einsetzt und seine eigene Haut schont.

Ansonsten ist es ratsam,  für einen möglichst natürlichen Umgang mit der Hauterkrankung Ihres Kindes zu sorgen. Es sollte nicht lernen (sog. negative Verstärkung), dass es nur dann viel Zuwendung wie Streicheln, Kuscheln, einen Film zur Ablenkung oder längeres Vorlesen erhält, wenn es sich viel kratzt. So würde man Problemverhalten verstärken. Generell sollte Streicheln, Kuscheln, Schmusen oder Spielen eine tägliche Qualitätszeit darstellen, in der wir uns intensiv nur unserem Kind widmen. Dabei kommt es nicht auf Quantität an, sondern auf Qualität.
Ein Kind sollte nicht die Erfahrung machen, dass erst die eigene Hauterkrankung ihn viel Liebe und Zuwendung bekommen lässt. Es sollte - so wie es ist - tagtäglich liebenswerte Zuwendung bekommen. Auch hier liegt die Betonung auf der ressourcenorientierten Perspektive. Stellen Sie nicht die Krankheit Ihres Kindes ins Zentrum, sondern Ihr Kind. Vermitteln Sie Ihrem Kind einen annehmenden Umgang mit seiner eigenen Haut: „Das ist Deine Haut, sie gehört zu Dir.“
Gerade durch das Hervorheben von Dingen, die Linderung oder Ablenkung bewirken können, unterstützen wir als Eltern die Dinge, die Gesundheit fördern, und weniger die Dinge, die krank erhalten. Wir wollen unseren Kindern ein gesundes Selbstwertgefühl vermitteln. Unsere Kinder sollten nicht lernen, als krankes Opfer einer Hauterkrankung aufzuwachsen. Die Kinder würden diese Sichtweise nur zusehends in ihrem Selbstbild verankern.
Als Vorbild voran lernen unsere heranwachsenden Kinder von uns auf diese Weise, auch mit dem eigenen Rucksack im Leben besser umzugehen. Ein wünschenswerter Weg in jederlei Hinsicht.

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