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25.11.2008

Wie anpassungsfähig ist der gestresste Mensch?

Dipl.-Psych. Sonja Dargatz

Der Mensch ist in der Lage, in kurzfristig körperlich-belastend empfundenen Situationen, dem Stress trotzen zu können. Die in uns körperlich verankerten Reaktionsweisen unserer Vorfahren wie Kämpfen, Flüchten oder auch Erstarren erwiesen sich im Angesicht der heutigen Stressoren allerdings als alles andere als funktionell.

Dipl.-Psych. Sonja DargatzDer Mediziner Hans Selye gilt als einer der Pioniere, was die Forschung der Folgen von andauerndem Stress auf den menschlichen Körper betrifft. Bereits in den 50er Jahren veröffentlichte er das "Allgemeine Adaptationssyndrom": Es handelt sich dabei um ein Modell, mit dem er kennzeichnen wollte, was bei anhaltendem Stress im Körper eines Menschen geschieht, um sich an eine stressige Situation anpassen zu können und damit zu überleben. Adaptation heißt in diesem Zusammenhang übrigens nicht anderes als Anpassung.

In seinen Annahmen ging Selye davon aus, dass Stressoren bzw. persönliche Auslöser sowohl körperlicher als auch psychischer Natur sein konnten. Schon damals stellte dies eine sehr fortschrittliche Sichtweise dar.  Für die verschiedensten Stressoren gilt, dass sie von uns regelrecht verlangen, sich an sie anzupassen, um unser zuvor empfundenes Wohlgefühl zurückzugewinnen.
Selye beschrieb in seinem Modell die Abfolge von drei spezifischen Reaktionen, die ich Ihnen heute vorstellen möchte, damit Sie einen Eindruck davon gewinnen können, wie anpassungsfähig wir sind und an welcher Stelle wir mit Stressbewältigungsstrategien künftig einsetzen können.

Erleben wir eine Situation persönlich als stressig-herausfordernd, kommen wir zwar aus unserem persönlichem Gleichgewicht kurzfristig heraus, erleben aber auch positive und aufputschende Gefühle. Nach getaner Arbeit, z.B. ein Projekt oder ein besonderer Ausflug für unsere Kinder, gelangen wir wieder zurück in unser Gleichgewicht. So beschreibt man den idealen alltäglichen Verlauf des Menschen als Wellenform, in dem immer wieder nicht zu ausladende Wellen uns herausfordern und uns schließlich wieder auch vom Stress herunterkommen lassen. So ist für Erholung und Kraft auftanken gesorgt.

Anders verhält es sich, wenn wir anhaltendem Stress ausgesetzt sind. Nehmen wir als Beispiel eine Krankenschwester, deren Kollegin sich in der Urlaubszeit das Bein bricht und wochenlang ausfällt. Der Chef denkt erst gar nicht daran, für Vertretung zu sorgen, und drückt Ihnen massig und wochenlang Überstunden aufs Auge.
Anfangs werden Sie also aus Ihrem bisher mehr oder weniger ausgeglichenem Joballtag herausgerissen und befinden sich in der Alarmreaktion, wie sie Selye bezeichnete.
Nach erstem Entsetzen raffen Sie sich auf und wollen Ihr Bestes geben, um Ihren Arbeitsplatz nicht zu verlieren. Ihr Körper kommt Ihnen zur Hilfe und mobilisiert alle körpereigenen Ressourcen, um das innere Gleichgewicht wieder herbeizuführen. Sie sind guter Dinge, all das, was in den nächsten Wochen auf Sie zukommen mag, auch zu schaffen.
Bereits hier zeigen sich unterschiedliche Krankheitssymptome bei betroffenen Menschen, z. B. Kopfschmerzen, Magen-Darm-Probleme, Müdigkeit oder chronische Rückenschmerzen, ebenso Nackenverspannungen oder eine Verschlechterung der Haut wie bei Vitiligo  Betroffenen. Man nimmt an, dass jeder Mensch von seiner Konstitution her ein Organ hat, dass sich im Stress zuerst meldet. Bei Haut-Betroffenen meldet sich in diesem Sinne die Haut mit einer sichtbaren Verschlechterung zu Wort.

Dauert nun diese stressige Situation an, schließt sich der Alarmreaktion die Phase des Widerstands an, in der Ihr Körper alles erdenklich Mögliche mobilisiert, um der stressigen Situation weiterhin trotzen zu können. Sie wollen durchhalten im Angesicht Ihrer stressigen Jobsituation. Bereits mehrere Wochen leisten Sie nun täglich Überstunden. Sie kommen nur noch müde und spät nach Hause. Ihr Partner sieht Sie nur noch morgens zum hastigen Frühstück und abends, wenn Sie müde ins Bett fallen. Mit Freunden kommunizieren Sie nur noch per SMS oder mittels Ihres Anrufbeantworters. Und zum Sport fehlt Ihnen zusehends die Kraft.
Ihr Körper gibt alles, was er kann, mittels gesteigerter Hormonausschüttungen.
In dieser Situation ist zwar Ihr Widerstand riesig gegenüber dem auslösenden Stressor, und auch anhaltend ohne Frage. Sollte aber ein schwächerer Stressor hinzukommen, ist dieser in der Lage, Sie vorübergehend schachmatt zu setzen, z.B. ein grippaler Infekt.

Sind Sie aber all zu lang einer stressig-belastenden Situation ausgesetzt, erreichen Sie irgendwann die Phase der Erschöpfung, in der Sie bzw Ihr Körper nicht mehr weiter in der Lage sind, der stressigen Situation im Job zu trotzen. Ihr Körper kann die gesteigerte Hormonausschüttung nicht mehr länger gewährleisten. Sie spüren die deutliche psychophysische Erschöpfung. In dieser Situation zeigen sich übrigens viele Symptome, die sich bereits in der Phase der Alarmreaktion angedeutet haben, aber dort von uns selbst zur Seite gedrängt werden. Wir sind in der ersten Phase ja noch guter Dinge, auch alles zu schaffen.

Was lernen wir als Haut-Betroffene aus diesen Modellannahmen Selye`s?

Seine Annahmen verweisen deutlich darauf, wie lang anhaltender Stress zu Hautkrankheiten wie Vitiligo im chronischen Verlauf beitragen kann.
Es liefert uns aber auch einen Ansatz, viel früher eingreifen zu lernen mit Hilfe von  Stressbewältigungsstrategien. Spätestens in der Phase des Widerstands sollten wir also lernen, wie wir uns selbst besser (be)schützen können.
Im Rahmen dieser Reihe werden Sie Artikel für Artikel verschiedene Strategien kennen lernen, um besser in Sachen Stress auf sich acht zu geben und auf diese Weise Ihr Hautbild zu stabilisieren.

Noch ein Tipp zum Schluss: Beobachten Sie in Ihrem bisherigen Alltag einmal, was Sie sich in anhaltend stressigen Situationen Gutes tun? Was hilft Ihnen bisher? Und was hat sich bisher als eher wenig hilfreich erwiesen?

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