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Neben Beschwerden wie Brennen und Juckreiz kann die Erkrankung durch ihre Offensichtlichkeit einen erheblichen psychischen Druck auf die Patienten ausüben und ihr Selbstwertgefühl beeinträchtigen. Andererseits ist der Umgang mit der Erkrankung durch die psychische Konstitution des Patienten beeinflusst, d.h. wie stark die Symptome gewertet und wahrgenommen werden. In wie weit psychische Faktoren zur Entstehung, Verursachung und Entwicklung der Rosazea beitragen, ist bis heute nicht endgültig entschieden. Möglicherweise sind jedoch einschneidende Kindheitserfahrungen und psychische Begleiterkrankung wie auch der Umgang mit der Erkrankung bedeutsam für die Ausformung der Symptome.

Die Rosazea, umgangssprachlich auch als Kupferfinne, Kupferrose oder Couperose _ bezeichnet, ist seit langem bekannt und auch in der bildenden Kunst verschiedentlich  dargestellt worden. Es handelt sich um eine nichtinfektiöse, chronisch-entzündliche  Hauterkrankung des Erwachsenenalters, die betont in der Mitte des Gesichtes auftritt. Mit einer geschätzten Häufigkeit von 2 - 5 % der deutschen Bevölkerung sind zwei bis vier Mio. Menschen betroffen, wobei die Häufigkeit in Skandinavien bis zu 10 % betragen soll. Wegen eines bevorzugten Auftretens bei weißhäutigen und rothaarigen Menschen wird diese Erkrankung häufig auch als „Fluch der Kelten" bezeichnet. Der Erkrankungsgipfel liegt bei 30 - 50 Jahren, wobei etwa 60 % der Patienten weiblich sind. Männer zeigen häufig schwerere Verläufe und als typische Ausprägung das Rhinophym, das umgangssprachlich auch als „Knollennase" oder fälschlicherweise „Säufernase“ bezeichnet wird. Neben Beschwerden wie Brennen und Juckreiz kann die Erkrankung durch ihre Offensichtlichkeit einen erheblichen psychischen Druck auf die Patienten ausüben und ihr Selbstwertgefühl beeinträchtigen. Andererseits ist der Umgang mit der Erkrankung durch die psychische Konstitution des Patienten beeinflusst, d.h. wie stark die Symptome gewertet und wahrgenommen werden. In wie weit psychische Faktoren zur Entstehung, Verursachung und Entwicklung der Rosazea beitragen, ist bis heute nicht endgültig entschieden. Möglicherweise sind jedoch einschneidende Kindheitserfahrungen und psychische Begleiterkrankung wie auch der Umgang mit der Erkrankung bedeutsam für die Ausformung der Symptome.

Die Rosazea ist eine stadienhaft verlaufende Erkrankung, die als Vorstufe die anfallsartige Hautrötung (Erythem) im mittleren Gesichtdrittel zeigt. Diese ist anfangs nur flüchtig und hält über Stunden, maximal Tage an, um danach wieder zu verschwinden. Häufig ist sie von Hitzewallungen begleitet.

Im nachfolgenden

Stadium I
entwickeln sich bleibende Rötungen, erweiterte Blutgefäße (Teleangiektasien) und eine erhöhte Reizbarkeit der Haut. Im

Stadium II
entstehen in der Folge entzündliche Knötchen (Papeln) und „Eiterpickel" (sog. Pusteln) die über Wochen anhalten können. Im

Stadium III
schließlich kommt es zu bläulich-rötlichen Knoten und flächigen Plaques sowie Schwellungen im Bereich des Gesichtes. Die Haut ist „großporig" und entzündlich verdickt und ähnelt der Schale einer Orange (peau d'orange). Als Sonderform zeigt sich in diesem Stadium bei Männern eine knotig-entzündliche Rötung der Nasen mit einer deutlichen Gewebevermehrung und die Ausbildung des bereits oben erwähnten Rhinophyms.

Bei etwa 60 % der Patienten zeigt sich eine Augenbeteiligung. Diese äußert sich vornehmlich in einer Rötung der Lider und der Bindehaut, kann aber neben den vorderen auch die hinteren Augenabschnitte betreffen. Bei 20 % der Fälle ist diese Augenbeteiligung die erste Manifestation der Rosazea. Sie kann aber auch die minimale oder isolierte Ausprägung der Erkrankung sein und häufig nicht oder fehldiagnostiziert werden.

Als seltene, sehr schnell verlaufende Form der Rosazea findet sich die sogenannte Rosacea fulminans, die plötzlich mit einer massiven Rötung und Pustelbildung im Bereich des gesamten Gesichtes zeigt.

Hinsichtlich der Entstehung der Rosazea sind bis heute die Abläufe nicht im Detall bekannt. Vermutlich besteht jedoch eine genetische Veranlagung, die zusammen mit Umwelteinflüssen zu einer Schädigung der Unterhaut (Dermis) führen und einer, wie oben beschrieben zunächst flüchtigen und in der Folge dann anhaltenden Rötung und Aufweitung kleinerer Gefäße. Die Wandschädigung der Gefäße führt zu einem Austritt von Blutflüssigkeit (Serum) und damit zu einer Schwellung. Die zunehmende Beteiligung von entzündlichen Mechanismen resultiert schließlich in einer Papel-, Pustel- und Knotenbildung. Nach unseren heutigen Vorstellungen ist die Rosazea primär eine Gefäßstörung, die dann weitere Teile der Unterhaut beteiligt. Zusammenhänge zur Migräne, jedoch auch Magen-Darm-Störungen sind beschrieben.

Als Faktoren, die die Erkrankung verschlimmern oder einer Schub auslösen können, sind verschiedene Trigger-Faktoren erkannt worden. Dieses sind Kälte- und Wärmereize, insbesondere aber Sonnenlicht, vor allem die UV-Strahlung, Alkohol, scharfgewürzte Speisen, heiße Bäder, körperliche Anstrengung und verschiedene andere Stressfaktoren, heiße Getränke sowie bestimmte Hautpflegeprodukte, insbesondere sehr fetthaltige.

Abzugrenzen ist die Rosazea von den Akne-Erkrankungen, mit denen sie häufig verwechselt oder gleichgesetzt wird. Im Gegensatz zur Akne zeigt die Rosazea jedoch keine Komedonen (Mitesser) und ist primär keine Erkrankung des Haartalgdrüsenapparates. Weitere Erkrankungen müssen abgegrenzt werden: eine vermehrte Besiedlung der Haarbälge mit Haarbalgmilben (Demodex), die sich als sogenannte Demodex-Follikulitis äußern kann, weiterhin plötzlich auftretende oder anhaltende Rötungen im Bereich der Gesichtmitte, die bei der Schmetterlingsflechte (Lupus erythematodes) oder bei der Wundrose (Erysipel) auftreten können. In Fehldiagnosen der Rosazea wird diese häufig auch als Gesichtsekzem gewertet und mit Glukokortikosterolden („Cortison") behandelt. Dieses führt zu einer allenfalls vorübergehenden Besserung, in der Folge jedoch zu einer deutlichen Verschlechterung. Durch eine unkritische und langfristige Anwendung von Glukokortikosteroiden im Bereich der Gesichtshaut kann es zu anhaltenden Rötungen und Teleangiektasien kommen („Kortison-Schaden"). Typischerweise zeigt die Haut jedoch hier ein verdünnten, sogenannten atrophischen Aspekt. Andererseits kann auch die fortgesetzte äußere und innere Anwendung von Glukokortikosteroiden zu Rosazea und rosazeaartigen Hautveränderungen führen. Diese kann sich insbesondere bei jüngeren Frauen um den Mund und die Augen mit entzündlichen Papeln als perlorale Dermatitis äußern.

Die Therapie der Erkrankung ist abhängig vom Stadium und der Ausprägung der Erkrankung. In den ersten Stadien ist eine Lokaltherapie mit metronidazolhaltigen Salben und Cremes, alternativ auch erythromycin- oder clindamycin-haltigen Externa wichtig. Diese Lokaltherapie sollte konsequent über mindestens 4 - 8 Wochen durchgeführt werden. Bei schweren Verläufen können diese Lokaltherapeutika mit systemischen Antibiotika, vor allen Tetracyclinen oder Minocyclin kombiniert werden.

Bei ausgeprägt papulösen Verläufen ist auch der Einsatz eines Vitamin-A-SäureAbkömmlings (13 cis Retinsäure) in Tablettenform zu überlegen. Besonders wichtig ist das Meiden der o.g. Trigger-Faktoren sowie eine psychotherapeutische Mitbetreuung im Sinne einer Stressbewältigung und autogenem Training. Zusätzlich müssen die Patienten über medizinisch-kosmetische Möglichkeiten einschließlich eines Make up beraten werden. Bei ausgeprägten Teleangiektasien und Rötungen kann auch eine Lasertherapie, insbesondere mit dem Farbstofflaser durchqeführt werden. Das Rhinophym muss durch laserchirurgische oder andere chirurgische Verfahren behandelt werden, um die ursprüngliche Nasenkontur wieder herzustellen.

Zu allgemeinen Maßnahmen gehört auch eine milde Reinigung der Haut mit ausschließlich lauwarmem Wasser und allenfalls milden Reinigungsprodukten. Die klassischen Akne-Reinigungsprodukte insbesondere mit Tensiden oder Alkohol reizen die Rosazeahaut noch mehr. Auch auf Peelings sollte verzichtet werden. Hautpflegeprodukte sollten nicht zu stark fettend sein und möglichst keine Duftstoffe, Konservierungsmittel oder Farbstoffe enthalten. Wegen der Provozierbarkeit durch ultraviolettes Licht sollten Lichtschutzcremes mit einem Lichtschutzfaktor von mind. 15 eingesetzt werden. Bestimmte Medikamente und Umweltstoffe können ebenfalls zu einer Verschlechterung der Rosazea beitragen. Ähnlich wie Kosmetika ist Make up prinzipiell vertretbar, sollte jedoch nicht zu stark fettend und wasserfest sein, da sie nur schwer entfernbar sind. Unterstützend kann zusätzlich eine sogenannte Rosazea-Massage oder Lymphdrainage von den Betroffenen selbst oder einer Kosmetikerin durchgeführt werden. Dazu werden mind. 2 x tgl. für 5 - 10 Minuten die Gesichtshaut in Stirn-, Kinn- und Wangenbereich mit kreisenden Bewegungen zur Gesichtsmitte hin massiert.

Wichtig ist ein vertrauensvolles Arzt-Patientenverhältnis mit regelmäBigen Gesprächen über Art und Verlauf der Erkrankung. Dabei muss auf den chronischen und möglicherweise phasenhaft sich verschlechternden Verlauf der Erkrankung hingewiesen werden. Insgesamt kann damit und den heute zur Verfügung stehenden therapeutischen Möglichkeiten die Erkrankung wesentlich verbessert werden.

Prof. Dr. med. Michael Sticherling, Universitätsklinikum Leipzig

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