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10.10.2012

Kleidung für sensible Haut

Kleidung für Hautsensible sollte bestimmte Eigenschaften aufweisen.
Wie muss Kleidung beschaffen sein und was ist bei Kauf und Pflege zu beachten, damit das gute Stück nicht ein Leben in der äußersten Schrankecke fristet?

Der Wollrolli kratzt am Halsansatz, das Etikett scheuert im Nacken und die Haut unter dem Sockenbündchen ist auch schon gerötet. Schnell fühlt man sich unbehaglich, wenn die Kleidung drückt, kratzt und ziept. Etwa jeder Zehnte hat eine empfindliche Haut. Aus eigener Erfahrung erkennen und meiden schon viele Menschen mit empfindlicher Haut manche textile Plagegeister: grobe Fasern, harte Textilbestandteile und zu enge Kleidung. Schwieriger wird es den Übeltäter ausfindig zu machen, wenn reizende Textilchemikalien die Ursache für Hautjucken und Ausschlag sind.


Was müssen Textilien leisten?

Kleidung umgibt uns wie eine zweite Haut. Tag und Nacht steht sie in engem Kontakt zur Körperoberfläche: Angefangen mit Schlafanzug und Unterwäsche, u?ber Berufs- oder Freizeitkleidung bis wir schließlich wieder in den Schlafanzug oder einfach nur ins Bett mit der bunten Bettwäsche schlüpfen. Zum Wohlfühlen muss die Kleisung zwischen Körper und Klima regulieren können und dabei die Funktionen der Haut unterstützen.
Die Haut erfüllt eine Reihe ganz unterschiedlicher Aufgaben: Sie federt mechanische Einwirkungen über ihre Elastizität und Festigkeit ab. Die Schweißproduktion ist an der Temperaturregulation des Körpers beteiligt, der Säureschutzmantel hält bestimmte Bakterien ab, die Hautpigmente absorbieren UV-Strahlung und die Sinnesrezeptoren melden Temperatur- und Tastempfindungen an das zentrale Nervensystem. Behindert die Kleidung diese Funktionen oder belastet sie die Haut durch anhaftende Schadstoffe, so kann es zu Unwohlsein, Reizungen und Erkrankungen kommen.


Funktionen der Haut


- mechanischer Schutz
- chemischer Schutz
- Temperaturschutz
- UV-Schutz
- Schutz gegen Austrocknung und Aufschwemmung
- mikrobieller Schutz
- Immunabwehr
- Stoffwechseltätigkeiten
- Sinnestätigkeiten


Anforderungen an die Kleidung


- Wärmerückhaltevermögen bei Kälte
- Verdunstungsmöglichkeit, Luftdurchlässigkeit, Luftzirkulation besonders bei Wärme 
- Schutz vor äußeren Einflüssen (mechanisch, chemisch, mikrobiell, UV-Strahlung)
- ausreichende Bewegungsfreiheit


Der menschliche Körper muss auf unterschiedliche Umgebungstemperaturen, Feuchtigkeitsverhältnisse und Luftbewegungen bei unterschiedlichen körperlichen Belastungen reagieren, um seine Körpertemperatur und damit auch seine Stoffwechselvorgänge im Gleichgewicht zu halten.
An der körpereigenen Wärmeregulation sind die Blutgefäße beteiligt: Bei Kälte verengen sie sich, somit ist die Haut weniger stark durchblutet und die Wärme wird im Körperinneren zurückgehalten.
Bei Wärme erweitern sich die Gefäße, die Haut wird stärker durchblutet. Anfangs gibt die Haut trockene Wärme ab und mit steigender körperlicher Belastung mehr und mehr Feuchtigkeit. Beim Verdunsten von Schweiß entsteht Kälte (Verdunstungskälte), die den erhitzten Körper auf seine Solltemperatur von ca. 37° C abkühlt. Die Kühlung funktioniert nur dann, wenn der Schweiß auch tatsächlich verdampfen kann. Wird die Verdunstung durch die Kleidung behindert, kann es zum Wärme- und Feuchtigkeitsstau und schlimmstenfalls zum Kreislaufkollaps kommen. Fließt mehr Wärme ab als nachproduziert wird, beginnt man zu frösteln oder zu frieren.
Der Wärme- und Feuchtigkeitsaustausch zwischen Körper und Umgebungsluft ist Voraussetzung für Wohlbefinden. Die Kleidung soll – je nach Außentemperatur und klimatischen Bedingungen – helfen, die Körpertemperatur konstant zu halten und vor Wind, Sonne und Nässe zu schützen. je nach Wahl der Faserart und der weiteren Verarbeitung der Fasern und Stoffe, können Textilien für unterschiedliche  Klimabedingungen und Einsatzzwecke konstruiert werden.


Faserspezifische Eigenschaften

Die Klimaregulation des Körpers in unserem vorwiegend kühlen europäischen Klima muss häufig durch Wärmeisolation seitens der Kleisung unterstützt werden, um eine Auskühlung zu vermeiden. Wärmeisolierend wirkt die in den Poren der Textilschichten eingeschlossene Luft. Ventilation, das heißt Luftbewegung z. B. durch Wind oder durch Bewegung in weiter Kleidung, setzt die Wärmeisolation herab. Je poröser und dünner Textilien sind, desto größer ist ihre Luftdurchlässigkeit (z. B. feines und lockeres Gewebe, dünne Maschenwaren).
Starke Luftbewegung und niedrige Temperaturen – möglicherweise noch bei schweißnasser Haut – können den Körper starkauskühlen. Bei Kälte muss die Körperwärme durch die Kleidung zurückgehalten werden.
Hierzu bieten Schafwolle und andere Tierhaare, wie z. B. Angora, Mohair und Alpaka die besten Voraussetzungen. Wolle besitzt eine mittlere Luftdurchlässigkeit, ein sehr hohes Wärmerückhaltevermögen und eine sehr hohe Feuchtigkeitsaufnahme (bis 33 Prozent des Trockengewichtes). Wolle wärmt sogar im feuchten Zustand. Polyacryl, das chemische Gegenstück zu Wolle, weist eine hohe bis sehr hohe Luftdurchlässigkeit auf, ein sehr geringes Wärmerückhaltevermögen und eine sehr geringe Feuchtigkeitsaufnahme (bis zu fünf Prozent des Trockengewichtes). So kann sich im Polyacrylpulli, wenn man beispielsweise zur Bushaltestelle hastet, mehr Feuchtigkeit auf der Haut niederschlagen (geringe Feuchtigkeitsaufnahme) und bei körperlichen Ruhepausen, weil einem der Bus doch noch vor der Nase weggefahren ist und man in der Kälte auf den nächsten warten muss, mehr Verdunstungskälte entstehen (hohe Luftdurchlässigkeit und geringes Wärmerückhaltevermögen) als im Wollpulli.
Die Stoffkonstruktion hat ebenfalls Einfluss auf das Wärmerückhaltevermögen.
So wärmt Flanell, ein mechanisch aufgerauhter, voluminöser Baumwollstoff aufgrund des vermehrten Lufteinschlusses stärker als sein glattes Ausgangsprodukt.
Frottee, Samt und Fleecestoffe haben ebenfalls ein erhöhtes Wärmerückhaltevermögen.
Saugfähigkeit ist die Eigenschaft von Fasern und Stoffen, vorhandene Feuchtigkeit, flüssig oder dampfförmig, mehr oder weniger stark aufzunehmen und in oder auf sich auszubreiten. Unter Wasseraufnahmevermögen versteht man die Eigenschaft, aufgenommene Feuchtigkeit für eine gewisse Zeit zu speichern.
Naturfasern besitzen aufgrund der größeren Hohlräume eine höhere Wasseraufnahmefähigkeit als synthetische Fasern, deren Kapazität von der chemischen Substanz und vom Erzeugungsprozess abhängt. Je nach Faserstoff, Konstruktion und Veredlung von Textilien wird aufgenommene bzw. zurückgehaltene  Feuchtigkeit mehr oder weniger rasch durch Verdunstung abgegeben.
Synthetics nehmen wenig Feuchtigkeit auf, leiten sie jedoch schnell ab. Beide Eigenschaften bewirken, dass Synthetics schneller trocknen als Naturfasern.
Bei schweißtreibenden Sportarten ist speziell konstruierte Sportkleidung aus Chemiefasern oder Mischfasern gegenüber Naturfasern von Vorteil, denn diese Fasern nehmen Feuchtigkeit gut auf, geben sie aber auch rasch wieder nach außen ab.
Bei starker körperlicher Anstrengung kann sich dampfförmiger Schweiß in flüssiger Form auf der Haut niederschlagen. Sind 60 Prozent der Hautoberfläche mit Schweiß bedeckt, ist das Wohlbefinden stark beeinträchtigt. Die Kleidung klebt auf der Haut. Dies behindert die weitere Schweißabgabe und kann andererseits bei kurzen Ruhepausen Frösteln verursachen.
Bleibt Schweiß auf der Haut, entsteht ein optimales Milieu für Bakterien und Pilze.
Reizreaktionen der Haut und Allergien können vermehrt auftreten. Durch die Stoffwechselaktivität der Mikroorganismen bildet sich oft ein unangenehmer Geruch und Stockflecken auf der Kleidung. Textilien werden daher zuweilen antimikrobiell ausgerüstet. Die Behandlungsmittel können allerdings ebenfalls Allergien auslösen.
Steigender Feuchtigkeitsgehalt der Fasern sowie eine Fett- oder Wachsschicht verringert die elektrostatische Aufladung.
Generell laden sich Baumwolle und Leinen weniger elektrostatisch auf meisten anderen Chemiefasern. Chemiefasern erhalten daher oft eine elektrostatische Ausrüstung.
Beim Tragen von Textilien ist eine elektrostatische Aufladung unangenehm, wenn die Kleidung beim Ausziehen knistert, auf der Haut haftet oder kleben bleibt, wenn sich Funken entladen oder wenn man beim Berühren von Gegenständen einen kleinen Schlag bekommt.

Schnitt der Kleidung

Entscheidend für das Wohlbefinden und die Gesundheit ist auch, wie die Kleidung geschnitten ist. Nicht nur das Material, sondern auch die Schnittform müssen aufgestaute Wärme abfließen lassen.
Günstig ist es, wenn der Luftaustausch durch Verschlüsse am Hals, Armen und Beinen nach Bedarf reguliert werden kann. Eng anliegende Kleidung behindert die Verdunstung von Schweiß (Feuchtigkeitsstau). Eng anliegende Kleidung
reibt zudem auf der Haut und kann dadurch zu Reizungen und Erkrankungen führen. In enger Kleidung kann man sich auch nicht richtig bewegen. Besonders Kinderkleidung sollte jede Bewegung mitmachen und kein Zwangskorsett sein.


Unterschiedliche Empfindlichkeiten


Was den einen juckt, kratzt den anderen noch lange nicht. Die Empfindlichkeit allein nur auf grobe Fasern ist recht unterschiedlich. Manche vertragen Schafwolle direkt auf der Haut, bei anderen muss es schon die sehr feine und weiche Merinowolle sein, wiederum andere müssen sich unentwegt kratzen, wenn sie Wolle tragen.
Bei einem Faserdurchmesser von über 30 Mikrometern, wie er bei grober Wolle vorliegt, verspüren viele Menschen ein Kribbeln und Jucken. Die Reizung von Nerven in der Oberhaut bis hin zur Ausbildung eines Ekzems kennzeichnet eine solche „Wollunverträglichkeit“, die häufig mit einer Allergie verwechselt wird. Es handelt es sich hierbei jedoch um eine rein physikalische Reizung.
Konstitutionelle Besonderheiten können Textilunverträglichkeiten fördern. Eine überempfindliche Haut (atopische Hautdiathese, Diathese = Bereitschaft zu krankhaften Reaktionen) ist eine angeborene Verfassung, die man bei 15–20 Prozent der europäischen Bevölkerung findet. Hierbei handelt es sich nicht um eine Allergie. Die Haut des Atopikers neigt zu Trockenheit und bei Belastungen entwickelt sich häufig ein juckendes Ekzem. Atopiker neigen zu Neurodermitis, zum endogen Ekzem. 70 Prozent der Neurodermitiker vertragen keine Wolle und keine Polyesterspinnfasern.
Baumwolle und Seide dagegen werden meist gut vertragen.
Menschen mit empfindlicher, reizbarer Haut, insbesondere mit atopischem Ekzem, sollten möglichst glatte Textilstoffe mit angenehmer Griffigkeit tragen und auf lockere, luft- und schweißdurchlässige Kleidung achten, die keine dicken Näht, harte Etiketten oder enge abschnürende Gummibändchen hat.
Säuglinge und Kleinkinder sind besonders empfindlich.  Sie haben eine dünnere Haut, eine 2,5-fach größere Hautoberfläche im Verhältnis zum Gewicht, einen intensiveren Stoffwechsel und eine intensivere Atmung als Erwachsene. Diese Merkmale begünstigen einen höhere Schadstoffaufnahme. Weitere Faktoren führen dazu, dass Gifte länger im Körper bleiben als beim Erwachsenen, denn das Immunsystem und die Entgiftungssysteme sind noch nicht voll ausgereift.
Um Hautreizungen und möglicherweise eine Schadstoffaufnahme u?ber Haut und Schleimhäute zu vermeiden, sollten Neugeborene und Kleinkinder ungefärbte und schadstofffreie Kleidung tragen.
Nicht nur Allergien nehmen zu, immer mehr Menschen reagieren empfindlich auf Chemikalien, die überall azutreffen sind. Das „Multiple Chemical Sensitivity Syndrom“ (MCS) ist eine „neue“ Erkrankung, bei der schon minimale Konzentrationen an Chemikalien chronische Krankheiten und Immunschwächen auslösen.
Etwa ein Viertel aller Chemikalien, die die chemische Industrie produziert, werden in der Textilindustrie eingesetzt. Chemie in Textilien Textilien werden in den einzelnen Bearbeitungsstufen mit einer Vielzahl von chemischen Hilfsmitteln behandelt: Spinn- und Webhilfsmittel, Reinigungsmittel, Bleichmittel, Ausrüstungsmittel, Farbstoffe, Hilfsmittel zum Färben und Drucken.
Nach Schätzungen des Verbandes der Textilhilfsmittel-, Lederhilfsmittel-, Gerbstoff- und Waschrohstoff-Industrie (TEGEWA) verbleiben von den Farb- und Druckhilfsmitteln zwischen 0,1 bis 6 Gewichtsprozent auf dem Textil. Der Farbstoffanteil liegt zwischen zwei und sechs Prozent. Die Menge an Appreturchemikalien schwankt zwischen ein und 15 Prozent.
Während die meisten Chemikalien aus der Vorbehandlung und Verunreinigungen aus der Faserproduktion nicht mehr oder nur in geringem Umfang in der fertigen Textilie enthalten sind, sollen Farbstoffe und spezielle Ausrüstungen auf der Faser haften bleiben. Doch viele Substanzen bleiben nicht dort: Farben „bluten aus“, die schmutzabweisende Wirkung und der „kuschelweiche Griff“ gehen nach einigen Wäschen verloren. Die abwandernden Stoffe belasten nicht nur das Abwasser, sie können auch, aus der Textilie herausgelöst, über die Haut- und Atemwege aufgenommen werden.


Erkrankungen durch Textilien


Erkrankungen durch Textilien sind weniger bekannt als Pollenallergien und vermutlich auch nicht so häufig. Doch können Textilchemikalien und Verunreinigungen der Fasern die Haut reizen und Allergien auslösen.
Die Mehrzahl der kleidungsbedingten Allergien wird durch Textilfarbstoffe ausgelöst, Allergien gegen Faserbestandteile sind selten. Eine exakte gesundheitliche Bewertung vieler Textilchemikalien ist nicht möglich, da kaum Daten zu ihrer Freisetzung aus den Textilien, ihrer Aufnahme über die Haut und ihrer Toxizität überhaupt vorliegen. Bislang arbeiten die Experten noch an grundlegenden Analysemethoden, um die Freisetzung aus Textilien messen zu können. Gesundheitliche Spätschäden sind bisher weitgehend unerforscht. Da sich Krankheiten, die durch belastete Kleidung mitverursacht werden, oft erst Jahre später bemerkbar machen, ist eine Rückverfolgung auf ein bestimmtes Kleidungsstück nahezu unmöglich. Dies ist auch schon bei den Allergien schwierig, denn Reaktionen können bis zu vier Tagen nach dem Kontakt auftreten. Bis dahin hat man sich schon mehrmals umgezogen.
Statistische Angaben über die Häufigkeit von Textilunverträglichkeiten liegen nicht vor. Auch in Bezug auf Textilallergien gibt es keine exakten Zahlen. In deutschen Hautkliniken werden ein bis zwei Prozent der Fälle allergischer Hautreaktionen Textilien zugeordnet. Dies erscheint gering angesichts des ständigen und intensiven Kontaktes zu Textilien.
Wissenschaftler vermuten bei den durch Textilien ausgelösten Allergien eine große Dunkelziffer.


Allergene in der Kleidung


Kontaktallergien werden hauptsächlich durch Farbstoffe ausgelöst, besonders durch Dispersionsfarbstoffe. Mit diesen Farbstoffen werden in erster Linie Textilien mit einem hohen Anteil an Synthesefasern gefärbt, wie Polyester, Polyamid, Polyacryl, Elasthan und PVC. Die Arbeitsgruppe Textilien des Bundesinstituts fu?r gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin fordert schon seit Jahren, auf Allergien auslösende Dispersionsfarbstoffe zu verzichten, wenigstens imn hautnahen Kleidungsstücken.
Doch gerade diese Farbstoffe wurden nach diversen Untersuchungen des Magazins „Öko-Test“ in Unterwäsche, Miederwaren, Feinstrumpfhosen und -strümpfen gefunden.
Inzwischen setzen viele Hersteller diese Dispersionsfarbstoffe nicht mehr ein, wie Nachuntersuchungen von Öko-Test ergaben.
Optische Aufheller und verschiedene Appreturen und Ausrüstungen können ebenfalls Allergien auslösen: formaldehydhaltige Kunstharze, antimikrobielle Ausrüstung, Flammschutz, Duftstoffe und Weichmacher. Knöpfe, Nieten, Reissverschlüsse und Verschlusshaken aus Metall können Nickel enthalten.
Auch Waschmittelinhaltsstoffe zählen zu den Reizstoffen und Allergieauslösern.
Allergien auf Fasern sind bei Tierhaaren und Rohseide bekannt. Gereinigte Seide, die das Eiweiß Sericin nicht mehr enthält, ist nicht allergen. Auslöser für eine Allergie können auch Elasthan und Gummiinhaltsstoffe sein.


Krebserzeugende Substanzen

Azofarbstoffe, die in krebserzeugende Amine aufspalten können, sind nach der 4. Änderung der Bedarfsgegenständeverordnung verboten. Für Pentachlorphenol gilt nach der PCP-Verordnung (Chemikaliengesetz) eine Höchstgrenze von 5 mg/kg (ppm). Pentachlorphenol ist ein desinfizierendes Pulver, mit dem Leder und manchmal auch Baumwolle auf Seetransporten vor Schimmel geschützt wurde. Pentachlorphenol wird zudem als Zwischenprodukt in der Farb- und Arzneimittelindustrie eingesetzt. Es ist immer mit Dioxinen verunreinigt. Dioxine gelangen auch über chlororganische Carrier (Färbebeschleuniger), bestimmte Farbstoffe und Pestizide auf die Fasern. verschiedenen Chlor-Kohlenwasserstoff-Verbindungen unterschiedlicher Giftigkeit. Die giftigste Verbindung ist das TCDD (2,3,7,8,-Tetrachlordibenzop- dioxin), das in der norditalienischen Stadt Seveso 1976 eine Umweltkatastrophe auslöste. Die in Textilien gefundenen Dioxine besitzen ein Tausendstel der Giftigkeit des Seveso-Dioxins.
Dioxine können von der Kleidung auf die Haut übergehen. Sie wurden bislang nur in den äußersten Hautschichten nachgewiesen, die sich als erstes abschuppen.
Insofern werden diese Dioxine, wenn sie nicht in erhöhten Konzentrationen auftreten, als weniger problematisch eingestuft. Zu den bedenklichen Stoffen zählen aber Färbebeschleuniger, die als Hilfsmittel beim Färben von Chemiefasern mit Dispersionsfarbstoffen benutzt werden. Während einige Carrier in Deutschland schon nicht mehr verwendet werden, sollte nach Ansicht der Arbeitsgruppe Textilien auch auf Trichlorbenzol verzichtet werden.


Alternativ und schick


Textilien, bei deren Produktion auf bedenkliche Hilfsstoffe, Farbstoffe und Ausrüstungen verzichtet wurde, bieten eine hohe Sicherheit vor gesundheitlichen Schäden. Inzwischen hat sich das einst schlichte Alternativangebot zu einer breiten attraktiven Produktpalette gemausert, die sich optisch von konventioneller Mode nicht mehr unterscheidet.
Ermutigt durch die Erfahrungen mit ökologisch erzeugter Nahrung hatten in den 80er Jahren einige Pioniere mit dem Anbau von Baumwolle nach biologischen Bewirtschaftungsprinzipien begonnen, bei denen auf Kunstdünger und chemische Schädlingsbekämpfung verzichtet wird. Gerade beim herkömmlichen Baumwollanbau sind häufige Pestizid- und Fungizidanwendungen üblich. Selbst wenn die Rückstände aus dem Kleidungsstück ausgewaschen werden, belastet dies auf diesem Wege aber die Umwelt.
In den Anbauländern führt die Anwendung von Pestiziden jährlich zu schätzungsweise 1.500.000 Vergiftungsfällen, von denen 28.000 tödlich enden.
Entsprechende ökologisch ausgerichtete Anbauprojekte gibt es auch für Leinen. Wolle aus extensiver Schafhaltung erzeugt und zertifiziert z. B. der Demeterverband. Aufgrund der BSE-Problematik wird die steigende Nachfrage nach Öko-Fleisch das Angebot an ökologisch erzeugten tierischen Textilrohstoffen vermutlich noch erhöhen. Nicht nur auf die Rohstoffe, sondern auch auf die Verarbeitung kommt es an. Manche Hersteller von Öko-Mode verzichten bei Ihrer Kollektion ganz auf Färbungen. Andere wählen nur solche Farbstoffe und Farbhilfsmittel, deren toxikologische und ökologische Wirkungen geprüft sind und als verträglich eingeschätzt werden. Dazu gehört auch, dass diese Farbstoffe keine allergischen Reaktionen hervorrufen. Die Farbstoffe sollen gut auf die Faser aufziehen und haften bleiben, damit die Haut beim Tragen und das Abwasser beim Waschen der Kleidung nicht belastet werden.
Die Hersteller ökologischer Kleidung verzichten auch weitgehend auf das Bleichen der Fasern und Stoffe. Gebleicht wird nur in Ausnahmefällen, und wenn, dann nicht mit chlorhaltigen Chemikalien, sondern mit Sauerstoff. Ausrüstungen erfolgen in erster Linie rein mechanisch und nicht auf chemischem Wege. Formaldehydhaltige Kunstharze, antimikrobielle Wirkstoffe und chlorhaltige Chemikalien sind tabu. Vereinzelt werden Weichmacher natürlichen Ursprungs oder andere Naturstoffe auf die Fasern gebracht.
Fu?r den Verbraucher ist es schwierig, solche gesundheits- und umweltverträgliche Kleidung ausfindig zu machen. Die zahlreichen Ökolabels und Qualitätszeichen sind dabei meist nicht hilfreich.
Manchen Kennzeichnungen liegt zwar ein umfassender Kriterienkatalog mit Kontrolluntersuchungen zugrunde, doch dies ist häufig nicht am Label erkennbar.
Manchmal stehen aber auch hinter einem blumigen Zeichen nur ein paar werbewirksame Aussagen, wie z. B. „aus handgepflückter Baumwolle“ oder „chlorfrei gebleicht“.
Neutral organisierte Kennzeichen (institutionelle Labels) legen in der Regel das Entscheidungsverfahren und die aufgestellten Kriterien offen. Im Kriterienkatalog sind zum Teil umfassende umwelt- und gesundheitsrelevante sowie soziale Aspekte berücksichtigt. Die Einhaltung der vorgegebenen Kriterien wird regelmäßig durch unabhängige Institute kontrolliert. Für Kleidung und Haustextilien ist der Öko-Tex Standard 100 (seit 1992) und für Teppichböden das GuT-Label (seit 1990) am bekanntesten. Andere Labels wie das Europäische Umweltzeichen, Toxproof und Ecoproof des TÜV Rheinland konnten sich bislang nicht etablieren. Weniger bekannt sind die Signets „EKO“ der internationalen Kontrollorganisation Skal, die neben Rohstoffen aus ökologischem Anbau nun auch die Weiterverarbeitung von Textilien zertifiziert. Neu ist das Zeichen „Naturtextil“ mit den Abstufungen „better“ und „best“, das der Internationale Verband der Naturtextilwirtschaft e.V. (IVN) vergibt. Diese Zeichen haben strenge Vorgaben, gelten aber nur für Textilien aus Naturfasern.
Die meisten anderen Öko-Labels für Textilien sind Eigenkreationen der Hersteller bzw. firmeneigene Markenzeichen Auch wenn es durchaus seriöse Eigenmarken mit strengen Anforderungen gibt, sind sie oft nicht transparent und manchmal entspricht die Werbeaussage des Zeichens nicht einmal den aufgestellten Kriterien.
Nach einer Studie der Gesellschaft für Konsumforschung (1998) fühlen sich 40 bis 50 Prozent der befragten Verbraucher mit einer inhaltlichen Bewertung der Labels überfordert.


Labelübersicht der Verbraucherinitiative:
www.label-online.de

Internationaler Verband der Naturtextilwirtschaft:
www.naturtextil.com


Autorin Dr. Cornelia Voß
Wissenschaftsladen Bonn e.V.
www.wilabonn.de

Originalveröffentlichung HAUTFREUND, Mitgliedermagazin vom Deutschen Neurodermitis Bund e.V.

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